Ursprüngliche Variante ist die Freie Partie, in anderen Disziplinen kommen erschwerende Zusatzregeln hinzu, die das Verlassen von eingezeichneten Feldern nach bestimmten Regeln (Cadre-Disziplinen) oder das Spiel über Bande (Einband, Dreiband) fordern.

Für alle unten aufgeführten Disziplinen wird in der Ausgangsstellung begonnen. Die Bälle werden hierfür auf die vorgesehenen Aufsetzmarken gesetzt.

 

 

Freie Partie

 

Die Freie Partie ist die Grunddisziplin vom Karambol-Billard. Hier gilt die Grundregel, wonach eine Carambolage dann erzielt ist, wenn der Spielball die beiden anderen Bälle berührt.

Eine Besonderheit bildet der Eckbereich, der durch eine feine Kreidelinie auf dem Tuch markiert ist (Eckenabstrich).

 

Billard mit Eckenabstrich und den Bällen in Ausgangsstellung
Billard mit Eckenabstrich und den Bällen in Ausgangsstellung

 

 

Hier gilt die Einschränkung, dass wenn beide Objektbälle (Ball 2 und 3) in den markierten Bereich eingetreten sind, nur noch einmal eine uneingeschränkte Carambolage erzielt werden darf. Im zweiten Stoß nach Eintritt muss einer der beiden Objektbälle den markierten Bereich verlassen. Er darf aber wieder in diesen zurücklaufen. Der Schiedsrichter kündigt diese Spielsituationen mit den Ansagen "Eintritt"(oder "herein" "entrée") und "drin" (dedans) an. Ein mittig auf der Markierung liegender Ball wird dabei gegen den Spieler (also als "herein" bzw. "drin") gewertet; mit der Ansage "rittlings" ("à cheval") entscheidet der Schiedsrichter in nicht sofort ersichtlicher Situation (zur Information für Gegner und alle, die sich im Sperrbereich befinden).

 


 

Cadre

 

Beim Cadre ist der Tisch durch feine Kreidestriche in neun beziehungsweise sechs Felder eingeteilt. Zusätzlich werden am großen Tisch sogenannte Anker eingezeichnet. Innerhalb dieser Flächen gelten gesonderte Regeln. Haben der Spielball und einer der anderen Bälle Kontakt, nachdem sie zur Ruhe gekommen sind, was auch als Press bezeichnet wird, so hat man hier im Gegensatz zur freien Partie die Wahl, ob die Bälle neu aufgestellt werden oder ob man weiterspielen möchte. Im Fall, dass man weiterspielt, muss von dem Ball, mit dem Kontakt besteht, weggespielt werden, da ansonsten ein sogenannter Durchstoß erfolgt. Beim Aufstellen nach Press oder Hinausspringen eines Balls vom Tisch werden immer alle drei Bälle neu aufgesetzt. Folgende Cadre-Disziplinen sind zu unterscheiden:

  • 47/2, 71/2 und 47/1 für das große Billard (Matchbillard)
  • 38/2 und 57/2 für das Halbmatch-Billard
  • 35/2 und 52/2 für das kleine Billard (Turnierbillard)

 

 

Cadrelinien für 47/1 und 47/2 (gr.Billard)
Cadrelinien für 47/1 und 47/2 (gr.Billard)
Cadrelinien für 71/2 (gr.Billard)
Cadrelinien für 71/2 (gr.Billard)

 

Die Zahl vor dem Schrägstrich gibt den Abstand der eingezeichneten Linien in Zentimeter zu den Banden an. Die daraus entstehenden Felder sind die Cadrefelder. Es ergeben sich daraus für 47/1, 47/2, 38/2 und 35/2 neun Felder und für die anderen Disziplinen im Cadre sechs Felder. Die Zahl nach dem Schrägstrich gibt an, wie viele Punkte man in diesen Feldern erzielen darf, bevor Ball 2 oder 3 diese verlassen muss. Das bedeutet: Rollen Ball 2 und Ball 3 (Ball 1 ist immer der Spielball) in eines dieser Felder, so befinden sie sich in /2 - Disziplinen "herein", in /1 - Disziplinen "drin". Erzielt man in einem Feld bei "herein" einen Punkt und die Bälle 2 und 3 befinden sich immer noch in demselben Feld, so heißt es nun "drin". Bei "drin" muss Ball 2 oder Ball 3 beim nächsten Punkt dieses Feld verlassen. Wird ein Ball aus dem Feld gespielt und rollt wieder in das gleiche Feld zurück, so ist dies erlaubt. Auf dem großen Tisch werden zusätzlich sogenannte Anker eingezeichnet. In diesen Feldern gelten zusätzlich die gleichen Bedingungen wie in den normalen Cadrefeldern.

 

Charakteristisch für Cadre ist die sogenannte "Strich-Serie". Vergleichbar mit der amerikanischen Serie wird hierbei versucht, die beiden Objektbälle nebeneinander am Cadre-Strich in verschiedenen Cadrefeldern zu karambolieren. Da sich die beiden angespielten Bälle - auch bei größtem Feingefühl - immer ein wenig voneinander entfernen, wird es nach wenigen Stößen erforderlich, den der Bande näheren Ball 2 an die Bande zu drücken, um dessen Lauf wieder in unmittelbarer Nähe von Ball 3 und des Cadrestrichs durch Ball 1 zu stoppen: Die Strichserie beginnt erneut.

 

Aus den Schiedsrichterregeln: Werden im Anker zwei Ballpositionsangaben erforderlich, so ist die auf das Cadrefeld bezogene Position der Bälle grundsätzlich zuerst anzugeben, z. B. "drin" (im Cadrefeld) - "herein" (im Anker). Ist die Position der Bälle 2 und 3 ausschließlich für eines der Cadrefelder von Bedeutung, genügt diese eine Angabe. Hingegen ist der Bezeichnung einer bedeutsamen Ballposition im Anker stets die Angabe der Ballposition im Cadrefeld voranzusetzen, auch dann, wenn im Cadrefeld keine "herein" oder "drin"Situation besteht. In diesem Fall bedient sich der Schiedsrichter ersatzweise des Begriffs "rittlings", z. B. "rittlings-herein" keinesfalls "Anker herein". Der Schiedsrichter vermeidet zwei gleichlautende Ballpositionsangaben, er sagt nicht: "herein-herein" oder "drin-drin", sondern "herein beide" oder "drin beide".

 

Die Anker befinden sich an jedem Ende eines Cadrestriches an der Bande. Der Anker hat die Maße 17,8 cm x 17,8 cm und ist jeweils zur Hälfte in benachbarten Cadrefeldern.

 


 

Einband

 

In dieser Disziplin muss die eigene Spielkugel (Ball 1) mindestens eine Bande berühren, bevor die Carambolage beendet wird. Die regelmäßig einfachste Variante dürfte hierfür das Anspiel von Ball 2, Bande(n), Ball 3 sein. Denkbar sind aber auch weitere Möglichkeiten durch Anspiel einer oder mehrerer Vorbanden, Bälle 2 und 3 mit oder ohne weitere Zwischenbande(n). Eine interessante Variante ist das sog. Einband - Amerika. Dabei werden die Objektbälle (2 und 3) in Bandennähe mit ca. 90 Grad Neigung auf die Bande eingestellt. Mit dem Spielball (1) werden nun ganz zarte Vorbänder gespielt, bis die Position geöffnet ist. Richtig auf B2 eingestellt, lässt sich dieser über die gegenüberliegende Bande in die Stellung zurück holen und die Vorbandenserie beginnt von vorn.

 


 

Dreiband

 

Bei dieser Spielart des Karambol-Billards muss die eigene Spielkugel vor der Carambolage mit der dritten Spielkugel mindestens dreimal eine Bande berührt haben, damit ein Punkt gezählt werden kann, dabei kann es auch immer dieselbe sein. Diese besondere Herausforderung ermöglicht, im Gegensatz zu anderen Karambolvarianten, auch fortgeschrittenen Spielern nur wenige Punkte pro Aufnahme: Es kommt zu einem vergleichsweise schnellem Wechsel der Spieler. Aus diesem Grund ist die Spannung für den Zuschauer besonders groß, was auch das vergleichsweise große öffentliche Interesse an dieser Variante erklärt. Für diese Disziplin wird seit 2005 sowohl bei Welt- und Europameisterschaften, als auch in den deutschen Bundesligen ein speziell mit roten Punkten markierter Satz Bälle (Billardkugeln) verwendet, die den Zuschauern eine bessere Nachverfolgbarkeit des Effets ermöglichen.